32 Tage Jahresurlaub für Mitarbeiter:innen von BRK-Pflegeheimen im Landkreis Amberg-Sulzbach
Amberg-Sulzbach – Der Landkreis befindet sich im Pflegenotstand. Der BRK Kreisverband Amberg-Sulzbach nimmt die Verbesserung der Arbeitsbedingungen jetzt selbst in die Hand und erhöht den Urlaubsanspruch der Mitarbeiter:innen in seinen stationären Pflegeheimen auf 32 Tage jährlich.
Wie vielerorts in Bayern ist es im Landkreis Amberg-Sulzbach aktuell sehr schwer, einen Pflegeheimplatz zu ergattern. Viele Pflegeheime haben leere Betten, doch für die Versorgung zusätzlicher Bewohner:innen fehlt das Personal. Teilweise wurden schon ganze Wohnbereiche oder Stationen geschlossen, womit die Pflegeplätze auf absehbare Zeit verloren sind.
Auch der BRK Kreisverband Amberg-Sulzbach ist betroffen, wie sein Kreisgeschäftsführer Sebastian Schaller berichtet: „Wir mussten zwar noch keine Stationen schließen, greifen aber in allen Heimen auf Zeitarbeit zurück, um so viele Bewohner:innen wie möglich versorgen zu können. Die enormen Kosten für die Zeitarbeit sind über die Pflegesätze nicht refinanziert, weshalb wir diesen finanziellen Kraftakt, den wir im Moment für die Landkreisbürger:innen erbringen, nicht mehr lange durchhalten können. Stetig wechselnde Unterstützungskräfte, die immer auf’s Neue eingelernt werden müssen, erhöhen auch die Arbeitsbelastung für unsere treuen Mitarbeiter:innen, die sich oft schon seit vielen Jahren für das Wohl der von uns betreuten Senioren und Seniorinnen einsetzen. So kann es nicht weitergehen.“
Der Kreisverband belässt es allerdings nicht bei Hilferufen an die Politik: „Ich hoffe sehr, dass aus Berlin und München Impulse kommen, die die Arbeitsbedingungen in der Pflege verbessern. Unsere Mitarbeiter:innen haben aber nicht mehr die Zeit, darauf zu warten. Deshalb haben wir uns dazu entschieden, überall dort, wo wir es können, selbst anzupacken und unseren Mitarbeiter:innen Angebote zu machen, die es so auch in anderen Branchen kaum gibt.“
Nach einem in der vergangenen Woche angekündigten Gesundheitsförderungsprogramm mit finanziellen Anreizen in Form von Wertgutscheinen folgt nun der Paukenschlag: Der BRK Kreisverband Amberg-Sulzbach gewährt als erster und bisher einziger Pflegeheimbetreiber in der Region Amberg-Sulzbach allen Mitarbeiter:innen seiner vier stationären Pflegeheime in Ensdorf, Hirschau, Kastl und Vilseck 32 Tage Jahresurlaub bei einer 5-Tage Woche.
„Als Pflegeheimbetreiber sind wir nicht machtlos und haben es selbst in der Hand, dafür zu sorgen, dass es unseren Mitarbeiter:innen gut geht.“ Kommentiert Schaller. „Wir denken, dass wir ihnen mit diesem Urlaubsanspruch ein Angebot machen können, mit dem nur sehr wenige Arbeitsplätze im Landkreis mithalten können. Die Arbeit in der Pflege ist erfüllend, aber anstrengend. Da ist es nur fair, wenn das auch mit zusätzlichem Urlaub honoriert wird.“
Der Kreisverband hofft, mit solchen attraktiveren Konditionen auch Fachkräfte, die die Altenpflege in den letzten Jahren verlassen haben, um in anderen Branchen ihr Glück zu suchen, von einer Rückkehr überzeugen zu können. Deshalb hat er gleichzeitig mit der Erhöhung des Urlaubsanspruchs eine Antrittsprämie von jeweils 2.000,- EUR (bei Vollzeit) für Pfle-gefachkräfte ausgelobt, die ab dem 1. September ihre Arbeit beginnen. Schaller begründet den Schritt wie folgt: „Wer sich als Pflegefachkraft auf ein neues Heim und einen neuen Arbeitgeber einlässt, springt ins kalte Wasser. Dazu gehört eine ordentliche Portion Mut, die wir mit dieser Prämie angemessen belohnen wollen.“