Frau Holle schüttelt Gedächtnis wach
Märchen mit ihrer symbol- und bildhaften, einfachen Sprache eignen sich ausgezeichnet dafür, das Gedächtnis und Denkvermögen von Senioren, insbesondere von dementiell Erkrankten, in vielfacher Hinsicht zu aktivieren. Offenkundig wurde dies wieder bei der "Frau-Holle-Märchenstunde" im BRK Seniorenwohn- und Pflegeheim St. Barbara. Die Lehrerin für Pflegeberufe Hildegard Kohl ließ sie mit ihrer ideenreichen Gestaltung und der Bereitstellung von für das Märchen markanten Requisiten zu einem Gewinn für die Heimbewohner und Gäste werden. Musikalischen Schwung brachte die Klangbrettgruppe der Caritas-Sozialstation mit vertrauten Volksliedern, Polkas und Walzern in die Veranstaltung.
Nachdem Hildegard Kohl das Märchen ausdrucksstark vorgetragen hatte, stellte sich schnell heraus, dass "Frau Holle" zu den Lieblingsmärchen des Zuhörerkreises gehörte. Ein Grund dafür war, dass eine Reihe der Senioren Frau Holle wegen ihres Gerechtigkeitssinnes für sympathisch fanden. Sie freuten sich über die Belohnung für die fleißige Goldmarie genauso wie über die Bestrafung der faulen Pechmarie. Lebendig wurde es bei den pantomimischen Bewegungsübungen wie dem Pflücken und Schneiden der Äpfel oder dem Rühren und Abfüllen des Apfelkompotts. Hoch konzentriert ertasteten die Senioren die in Säckchen verpackten Äpfel. Ihren Tastsinn mussten sie auch beim Anfassen von roher, gewaschener und gesponnener Schafwolle, von geriffeltem Flachs und von einem gewebten Leinentuch aktivieren. Schwer kognitiv gefordert waren sie, wenn es galt Sätze aus dem Märchentext wie z.B. "Kikeriki, unsere?" zu vervollständigen. Alles andere als einfach war das Finden von Wortpärchen oder das Aufzählen der Tätigkeiten, die bei Frau Holle zu verrichten waren. Kreativität war gefragt, als weitere Wörter mit dem Wortanfang "Ho" gefunden werden mussten. Ihr logisches Denkvermögen stellten die Anwesenden beim Herausfinden von Sprichwörtern, die zum Märcheninhalt passen, unter Beweis. Großen Spaß bereitete die Schneeballschlacht mit zerknülltem Zeitungspapier. Hauptattraktion war allerdings das Spinnrad, das Hildegard Kohl mitgebracht hatte. Heimbewohnerin Johanna Rühl war davon so angetan, dass sie sich von dem Gerät fast nicht mehr trennen wollte und den Anwesenden begeistert das Spinnen demonstrierte. Es war erstaunlich, wie sie sich an den Arbeitsgang erinnerte und ihn perfekt wieder parat hatte.