Nachtwächter mit Rollator
Dass der Vilsecker Nachtwächter das Reinheitsgebot von 1516 erlassen hat, ist eher unwahrscheinlich. Aber dass in Vilseck schon Jahrhunderte Bier gebraut wird, wusste Tschung aus sicherer Quelle. Damals hatte der Nachtwächter bekanntzugeben, wann Brautag war und dass aus diesem Grund bereits tags zuvor nicht mehr in den Bach gesch ? werden durfte.
Diese und andere lustige Begebenheiten aus vergangener Zeit brachte Josef Eierer den Bewohnern des Senioren- und Pflegeheims St. Ägidius nahe. Mit zehn Rollstühlen zogen sie, von ihren Schiebern begleitet, durch die Innenstadt. Der Nachtwächter führte mit seinem Rollator die Karawane an. Vom Bußkreuz an der Stadtpfarrkirche ging es zunächst zum Schwarzen Tor. Hier wusste Tschung von den Pesttoten zu berichten, die durch dieses Tor aus der Stadt zum Pestfriedhof gebracht wurden und so dem Tor seinen Namen gegeben hatten. Von der Klostergasse begab sich die Gruppe über die Breite Gasse zum Spitalgebäude und hinauf zur Burg Dagestein. Hier zeigte Tschung seinen aufmerksamen Zuhörern die Burg, den Zehentkasten, den Kirwastodl und die Musikantenburg. Nach einem Gedicht über den Bergfried, für den man einst einen Namen suchte, war es auch schon Zeit für eine Brotzeitpause. Diese nutzte Heimleiter Richard Weigert und überreichte dem Nachtwächter ein kleines Geschenk. Er dankte ihm für die Abwechslung, die er den älteren Herrschaften jedes Jahr mit seiner Stadtführung bereitet. Da kam Tschung erst so richtig in Schwung und kramte noch so manchen Witz aus, bevor es über den Marktplatz zum Vogelturm ging. "Hört ihr Leut und lasst euch sag'n", so ließ Josef Eierer zum Abschluss den Stundenruf des Nachtwächters ein letztes Mal erschallen. Mit einem herzlichen Applaus verabschiedeten sich die Senioren und ihre Begleiter und machten sich über die Grabenstraße auf den Heimweg.