Beim Kräuterbüschelbinden Erinnerungen geweckt
Senioren blühen immer dann besonders auf, wenn sie mit Dingen beschäftigt werden, die sie an ihre Kindheit und Jugend erinnern. Sichtbarer Beleg dafür war das Binden der Kräuterbuschen. Dazu versammelten sich die rüstigen Bewohner des BRK-Seniorenwohn- und Pflegeheims St. Barbara am Donnerstag in der Gartenanlage.
Dass der Brauch im Hirschauer Heim gepflegt wird, kommt nicht von ungefähr. Am Feiertag Mariä Himmelfahrt feiert man das Patrozinium der Stadtpfarrkirche.
Die Seniorinnen berichteten, dass man in ihrer Kindheit nur bestimmte Kräuter gesammelt habe. Diesen habe man Heilkräfte zugeschrieben. Unter dem Dachboden aufgehängt, sollten sie vor Blitzschlag schützen, unter dem Kopfkissen das Eheglück, im Viehfutter die Gesundheit der Tiere und im Kochtopf die des Menschen fördern. Voraussetzung sei gewesen, dass sie am Feiertag Mariä Himmelfahrt gesegnet worden seien. Die gesegneten Kräuter seien im Haus, meist im sog. "Herrgottswinkel" und im Stall, aufbewahrt worden.
Über dem Erzählen wurde das Arbeiten nicht vergessen. Unterstützt von den rührigen ehrenamtlichen Kräften Maria Maier, Zenta Bauer und Marianne Meißner sowie Waltraud Meyer waren die Seniorinnen engagiert bei der Sache und bewiesen ihre feinmotorischen Fähigkeiten. Nicht weniger als 50 Büschel wurden gebunden. Jedes enthielt - wie es die Tradition vorsieht - mindestens sieben Kräuter. Verwendet wurden Zitronenmelisse, Pfefferminze, Blutweiderich, Liebstöckl, Dill, Baldrian, Kümmel und Spitzwegerich. Weizen, Roggen und Gerste durften genauso wenig fehlen wie die Sonnenblumen als Zierde.
Nach getaner Arbeit wurden die fünfzig farbenfrohen Büschel in die Hauskapelle vor den Altar gebracht und bei der anschließenden Messfeier von Stadtpfarrer Hans-Peter Bergmann gesegnet. Sein Dank galt der Heimleitung und allen, die alljährlich mithelfen, den Brauch nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Nach dem Gottesdienst wurden die Büschel in alle Zimmer des Hauses gebracht bzw. an die Helfer verteilt.