Jakob trotzt der eisigen Kälte
"Hallo, ich bin Jakob (mit der Stachelmütze) und gehe in den Waldkindergarten. Momentan ist sehr kalt bei uns. Deswegen muss ich in der Früh auch immer ganz viel anziehen. Erst Unterwäsche und das erste Paar Socken, dann nochmal lange Unterwäsche. Jetzt zieht mir meine Mama noch ein zweites Paar Wollsocken darüber. Danach schlüpfe ich in eine Jogginghose und einen warmen Woll- oder Fliespulli. Zum Schluss ziehe ich natürlich meinen Schneeanzug an, zwei Mützen, eine Loop und dichte Handschuhe. Jetzt kann es mich nicht mehr frieren."
Minus 18 Grad zeigte das Thermometer in den letzten Tagen, als sich die kleinen Räuberwaldkinder des BRK Waldkindergartens in der Ortsmitte Kainsricht versammelten. Doch auch bei andauender Kälte schaut man nur in fröhliche Gesichter. Die Kinder haben ihre Schlitten dabei, denn der Weg in den Räuberwald ist schneebedeckt. Kurz nach acht verabschieden sich die Kleinen von ihren Eltern, dann geht es los. 13 Buben und Mädchen laufen mit ihrer Erzieherin, ihrer Kinderpflegerin und einer Vorpraktikantin durch den tiefen Schnee. Manchmal brauchen sie für den knappen Kilometer zum Kindergarten schon mal zwei Stunden. Aber nicht, weil die Kinder den Weg nicht schaffen. Ganz im Gegenteil. Sie laufen hin und wieder zurück, werfen sich in den Schnee, machen Schneeengel oder eine Schneeballschlacht. Da kommt keine Langeweile auf. Jeder Wegabschnitt ist mit einem Bild gekennzeichnet. Dort warten die Kinder bis alle da sind. Die Gruppe lernt dabei aufeinander aufzupassen, dass keiner verloren oder zurückgelassen wird.
Sind alle im Wald angekommen, helfen die Kinder fleißig beim Feuer machen. Für die Notdurft im Wald gibt es sogar ein kleines Klohäuschen. Im Kindergarten, zwei Baucontainer, brennt ein kleiner Gasofen an dem sich die Kinder bei Bedarf aufwärmen können. Eine Wanderung durch die idyllische Winterlandschaft zwischen Kainsricht und Schalkenthan macht hungrig. Mit einem warmen Tee aus der Thermosflasche und einer gesunden Brotzeit stärkt sich die Gruppe, bevor sie am Schlittenberg um die Wette rutschen.
"Ist das nicht zu kalt?" werden wir Pädagogen immer wieder gefragt. "Nein!" schreien die Kinder laut. Denn sie bewegen sich und haben viele lustige Spiele auf Lager. Es gibt hier täglich so viel zu entdecken, zu forschen, zu philosophieren, nachzudenken, nachzufragen, zu experimentieren und das alles live und in Farbe. Wir haben hier Zeit, Dinge zu beobachten und sie mit allen Sinnen hautnah zu erleben. Bei uns dürfen die Kinder Zusammenhänge in der Natur selbst begreifen und lernen dabei fürs Leben. Wie beeindruckend ist es wohl, einen lebendigen Frosch in den Händen zu spüren, als ihn nur in einem Sachbuch zu betrachten oder Schnee über dem Feuer zum Schmelzen zu bringen, um ihn nachher in einer ausrangierten Pfanne mit Naturmaterialien wieder gefrieren zu lassen? "Der Natur auf der Spur" ,das Motto unserer Einrichtung, sind unsere Kinder damit auf jeden Fall.